Florian Budke
Grenze+
Mane Hellenthal
Lukas Ratius
Véronique Verdet
IBA-Werkstattlabor
Bremmraum
Die Bremm bildet den Grenzraum zwischen Deutschland und Frankreich und ist wegen ihrer wechselhaften Geschichte einer der europäischsten Orte der Region. Begrenzt wird er von den Spicherer Höhen im Süden, einem Schauplatz des deutsch-französischen Krieges 1870 und dem ehemaligen Gestapolager im Norden, wo Verfolgte der Nazizeit inhaftiert und gefoltert worden sind. Große und kleine Zwischenfälle bei der Grenzpassage spielten sich später unter den Dächern der Zollstationen ab, die Ritter der Autobahn verbrachten ihre Abende in der damaligen Raststätte, fröhliche Familien passierten die Grenze auf der Durchreise.
Schengen beendete das lebendige Treiben und der Raum fiel in eine tiefe Agonie.
Die covidbedingte Grenzschließung im Frühjahr 2020 warf ein fahles Licht auf einen Ort, der sich in einem fatalen Zustand befindet. Die Bremm ist zu einem Unort der europäischen Geschichte geworden, dessen teilweise denkmalgeschützten Relikte auf die Zeit einer ehemals noch existierenden Grenze verweisen. Ein deprimierendes Aushängeschild für Europa.
SaarArt 2023
Das Kollektiv Bremm will diesen Raum wenigstens temporär aus seiner Vergessenheit zurück in den Fokus der Menschen bringen. Der Künstler Lukas Ratius beschäftigt sich mit den Nutzern des Bremmraumes, Véronique Verdet widmet sich dem Gedenken an die Gefangen des Gestapolagers, Florian Budke verwandelt den Fußgängertunnel unter der Autobahn in eine Großgrafik. Mane Hellenthal und Ulrich Behr gärtnern vor dem Haupteingang der geschlossenen Raststätte, die Künstlergruppe „Grenze Plus“ interpretiert ihren Namensgeber „nebenan/à coté“.
Das IBA-Werkstattlabor, bestehend aus Jannik Aulenbacher, Marc Backes, Fabienne Grund, Stefan Ochs und Alexandra Schartner initiierten, kuratierten und organisieren das Ereignis. Diese Forschungsgruppe der htw saar will die gesamte deutsch-französischen Grenze zwischen Moselle und Saar in einen IBA-Raum verwandeln, hier also eine Internationale Bauausstellung initiieren. Die IBA-Saar-Moselle betrachtet unter dem Motto „(mais) il faut cultiver notre jardin“ diesen Grenzraum als Garten beidseits der Grenze, der von den Nachbarn gemeinsam bepflanzt, entwickelt, geschützt und präsentiert werden soll.